NFTs Einfach Erklärt: Revolution oder Betrug in der Kunst?

jonathan-pradillon
27. Mai
4 Min. Lesezeit

Was ist ein NFT?

NFTs, oder Non-Fungible Tokens (nicht austauschbare Token), sind einzigartige digitale Eigentumszertifikate, die auf einer Blockchain erstellt und gespeichert werden, meist auf Ethereum. Im Gegensatz zu klassischen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether, die austauschbar (fungibel) sind, hat jeder NFT eine eigene Identität – eine eindeutige Kennung, die ihn von allen anderen unterscheidet.

Ein NFT kann mit allen Arten digitaler Inhalte verknüpft sein: Bilder, Videos, Musik, Animationen, Texte – sogar Tweets. Was der Käufer erwirbt, ist jedoch nicht immer das Werk selbst, sondern oft nur ein Link zu diesem Werk (häufig auf einem externen Server gespeichert) sowie ein Eigentumsnachweis, der mit diesem Link verbunden ist.

Mit anderen Worten: Einen NFT zu besitzen bedeutet nicht zwangsläufig, die Urheber- oder Vervielfältigungsrechte des Werks zu besitzen. Vielmehr handelt es sich um einen Eigentumsnachweis, der in einer öffentlichen, nachvollziehbaren und unveränderbaren Blockchain verzeichnet ist. Diese Eigenschaft macht NFTs zu einem revolutionären Instrument für die Authentifizierung und Rückverfolgbarkeit digitaler Werke.

Der Aufstieg der NFTs in der Kunstwelt

NFTs erlebten 2021 einen spektakulären Durchbruch in der Kunstwelt, insbesondere durch den historischen Verkauf von Beeples Werk "Everydays: The First 5000 Days" für 69 Millionen US-Dollar. Seitdem sind Kollektive wie CryptoPunks oder Bored Apes zu kulturellen Ikonen geworden.

Diese Technologie hat die Art und Weise revolutioniert, wie digitale Künstler ihre Werke monetarisieren können. Durch den Wegfall von Zwischenhändlern ermöglichen NFTs den Schöpfern den direkten Verkauf an ihr Publikum – mit automatisierten Tantiemen bei jeder Weiterveräußerung.

Plattformen wie OpenSea, Rarible oder Foundation haben ein neues Ökosystem hervorgebracht, in dem sich Künstler, Sammler, Investoren und Neugierige begegnen. Manche traditionelle Galerien beginnen, NFT-Werke zu integrieren, während rein virtuelle Ausstellungen im Metaversum entstehen.

Allerdings hat dieser Hype auch zu einer Spekulationswelle geführt – mit Millioneninvestitionen in Werke, die nicht immer künstlerischen Wert besitzen. Daraus ergibt sich eine entscheidende Frage: Sind NFTs wirklich sicher?

Sind NFTs wirklich zuverlässig?

Aus technischer Sicht bietet die Blockchain ein hohes Maß an Sicherheit: Ist eine Transaktion einmal registriert, kann sie nicht mehr verändert werden und ist öffentlich einsehbar. Der NFT als digitales Objekt ist somit fälschungssicher.

Doch nicht alles basiert auf der Blockchain. Die meisten mit NFTs verknüpften Dateien werden außerhalb der Kette (off-chain) auf traditionellen Servern gespeichert. Wenn diese Server ausfallen, kann der im NFT enthaltene Link obsolet werden. Ein weiteres Risiko: Der Verlust des privaten Schlüssels eines digitalen Wallets führt zum endgültigen Verlust des Zugriffs auf die NFTs.

Schließlich besteht auch rechtliche Unsicherheit über das tatsächliche Eigentum, das ein NFT verleiht. Besitzt man ein Werk, eine Lizenz oder nur einen Eintrag? Die Antwort variiert je nach Plattform und Vertrag.

NFT-Betrügereien

Der schnelle Erfolg der NFTs hat viele Betrüger angelockt. Zu den häufigsten Maschen gehören:

Falsche NFTs: Fälschungen von Originalwerken, verkauft ohne Zustimmung des Künstlers.
Rug Pulls: vielversprechende NFT-Projekte, die nach dem Einsammeln von Geldern verschwinden.
Phishing: gefälschte Webseiten, die Wallet-Zugangsdaten stehlen.
Pump and Dump: Preismanipulation durch Bots oder Absprachen, um Käufer in die Falle zu locken.

Einige Künstler haben zudem erlebt, dass ihre digitalen Werke ohne Erlaubnis wiederverwendet, als NFTs geprägt (gemintet) und verkauft wurden. Diese Praktiken schaden der Glaubwürdigkeit der Branche und erfordern strengere Regulierung.

Vorsicht vor betrügerischen Anfragen an Künstler

Viele Künstler berichten, schmeichelhafte Nachrichten von Fremden zu erhalten, die ihre Werke als NFT für große Summen kaufen möchten. Diese Nachrichten – oft automatisch generiert oder schlecht übersetzt – fordern die Künstler auf, eine unbekannte Plattform zu besuchen oder ihr Wallet mit einer Drittanbieter-Website zu verbinden. Dabei handelt es sich oft um Fallen, die darauf abzielen:

Zugriff auf Daten oder Wallets zu erhalten
fiktive "Minting-Gebühren" zu verlangen
Werke zu sammeln, um sie ohne Genehmigung weiterzuverkaufen

Zum Selbstschutz ist es wichtig:

stets die Seriosität von Plattformen und Nutzern zu prüfen
niemals das eigene Wallet mit einer unbestätigten Website zu verbinden
keine überstürzten oder drängenden Transaktionen einzugehen
sich in Künstlergemeinschaften oder spezialisierten Gruppen beraten zu lassen

Vorsicht ist geboten, Was zu schön klingt, um wahr zu sein, ist meist ein Betrug.

Die Zukunft der NFTs in der Kunst

Nach dem Höhepunkt im Jahr 2021 hat der NFT-Markt eine deutliche Korrektur erfahren. Die Verkäufe haben sich stabilisiert, die Spekulationsblase ist geplatzt. Dennoch entwickeln sich die Anwendungsbereiche weiter: virtuelle Museen, Echtheitszertifikate, exklusiver Zugang zu Communities, sichere Ticketing-Systeme...

NFTs entwickeln sich auch technisch weiter. Manche Blockchains wie Tezos oder Polygon sind umweltfreundlicher und verringern den CO2-Fußabdruck digitaler Kunst.

Mehr als nur ein Trend, scheinen NFTs eine tiefgreifende Veränderung im Verhältnis zwischen Künstlern, Sammlern und Publikum einzuleiten.

NFTs sind weder Allheilmittel noch universeller Betrug. Sie sind ein innovatives Werkzeug mit Potenzial, aber auch mit Fallstricken. Richtig verstanden und sinnvoll eingesetzt, können sie den Schöpfern neue Macht verleihen und ungeahnte Räume für künstlerischen Ausdruck eröffnen.

Unkonventionelle Kunst, stets auf der Suche nach neuen Formen, könnte in dieser Technologie ein fruchtbares Experimentierfeld finden. Doch Wachsamkeit ist unerlässlich – jede digitale Revolution bringt auch ihre Illusionen mit sich.

NFT-FAQ

Was ist ein NFT in einem Satz?

Ein NFT ist ein einzigartiges digitales Zertifikat, das auf der Blockchain gespeichert ist und den Besitz eines digitalen Assets wie eines Kunstwerks nachweist.

Besitze ich ein Kunstwerk, wenn ich ein NFT kaufe?

Sie besitzen ein digitales Eigentumszertifikat, aber nicht unbedingt Urheber- oder Nutzungsrechte.

Sind NFTs sicher?

Ja, technisch gesehen durch die Blockchain, aber es gibt Risiken beim Datei-Hosting und Wallet-Zugriff.

Wie kann ich NFT-Betrug vermeiden?

Nutzen Sie seriöse Plattformen, prüfen Sie Künstlerprofile, schützen Sie Ihre privaten Schlüssel und seien Sie misstrauisch gegenüber verlockenden Angeboten.